Schlaftrainer und Ergonomieberater Bjoern Steinbrink

Warum schlafen wir? Erkenntnisse und Erklärungen von Russell Foster

Geschrieben von Schlafnavigator Bjoern Steinbrink c/o Der Schlafraum | 1. Oktober 2014 13:13:30 Z

Wir verbringen durchschnittlich 36 % unseres Lebens schlafend, so Russell Foster, Professor für “Circadian Neuroscience” an der University of Oxford. In seinem Vortrag bei TED Global 2013 erklärt er nicht nur, warum Schlaf so wichtig ist, sondern auch, warum wir unsere Einstellung zum Schlafen ändern sollten.

In diesem Artikel möchten wir Ihnen gerne einen Einblick in den interessanten Vortrag des Neurowissenschaftlers geben und Gründe dafür nennen, warum Sie in Zukunft auch ohne schlechtes Gewissen ein paar Stunden länger im Bett liegen bleiben können.

Schlaf: Genuss oder Zeitverschwendung?

Obwohl es bei einer Lebenserwartung von 90 Jahren bedeutet, dass man durchschnittlich 32 Jahre schläft, denken wir erstaunlich wenig über Schlaf nach. Während im vorindustriellen Zeitalter Schlaf als “sanfte Amme der Natur” (Shakespeare) bezeichnet wurde, hat sich mit Beginn des 20. Jahrhunderts die Sicht auf das Thema Schlaf gewandelt. Seitdem durch die Erfindung der Glühlampe nachts gearbeitet werden kann, wird Schlaf sogar als “Zeitverschwendung” deklariert, unter anderem von niemand anderem als dem Erfinder der Glühlampe selbst: Thomas Edison.

Warum schlafen wir? Drei Theorien

Nach Fosters Einschätzung wird die Notwendigkeit für Schlaf mittlerweile von der Allgemeinheit toleriert, allerdings wissen nur wenige Menschen, wie wichtig Schlaf tatsächlich für uns Menschen ist. Hervorzuheben ist, dass auch in der Wissenschaft keine konkreten Gründe dafür bekannt sind, warum der Mensch überhaupt schläft. Foster führt drei Theorien an, die von unterschiedlichen Wissenschaftlern verfechtet werden:

Theorie 1: Wir schlafen, um uns zu regenerieren.

Die erste Theorie geht bereits auf Aristoteles zurück, der annahm, dass wir schlafen, um uns zu regenerieren. Dieser Ansatz wird von Wissenschaftlern momentan wieder intensiv verfolgt, da man herausgefunden hat, dass bestimmte Regenerationsgene nur dann aktiv sind, wenn der Mensch schläft. Für Foster kann das ein Beweis für die Theorie sein.

Theorie 2: Der Körper im Energiesparmodus.

Von der zweiten Theorie, die besagt, dass Menschen schlafen, um Energie einzusparen, ist Foster weniger überzeugt. Denn Studien besagen, dass Menschen, die nicht schlafen und sich wenig bewegen, nur 110 Kalorien mehr verbrauchen, als Menschen, die schlafen.

 

 

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Menschen, denen Schlaf entzogen wird, nicht in der Lage sind, neue Aufgaben zu erlernen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Menschen Schlaf benötigen, um Informationen zu verarbeiten. Das kürzlich Erlernte muss während des Schlafes im Gedächtnis verankert werden. Besonders knifflige Aufgaben können nur dann mit Originalität erfüllt werden, sobald der Problemlösende ausgeschlafen ist.

Schlafstörungen und Schlafmangel mit erschreckenden und gesundheitlichen Folgen

Schlafstörungen bedeuten also ein schlechtes Gedächtnis und wenig Kreativität. Menschen, die unter Schlafmangel leiden, haben Konzentrationsschwierigkeiten und Aufmerksamkeitsdefizite. Foster führt in diesem Zusammenhang an, dass in Amerika jährlich 100.000 Autounfälle auf Sekundenschlaf und Müdigkeit zurückzuführen sind. In Deutschland löst Schätzungen zufolge Sekundenschlaf jeden vierten Verkehrsunfall aus. Für Menschen mit Schlafstörungen steigt das Risiko adipös zu werden um 50 %, da übermüdete Menschen vermehrt ein Hormon ausstoßen, das Hunger auslöst. Personen, die chronisch gestresst sind und wenig schlafen, werden häufiger krank.

Zusammenhänge zwischen Schlafstörungen und psychischen Erkrankungen

Neben diesen verschiedenen Folgen von Schlafmangel, geht Foster als Neuro-Wissenschafter ebenfalls auf neue Erkenntnisse seiner Studie ein, die besagt, dass Zusammenhänge zwischen psychischen Krankheiten und Schlafstörungen existieren. Es besteht eine Überschneidung zwischen den neuralen Ebenen, die dafür sorgen, dass man normal schläft und gesund ist.

Symptome können reduziert werden

Studien von Dan Freeman ergaben, dass 50 % seiner Patienten mit psychischen Erkrankungen durch eine Verbesserung des Schlafes weniger unter Paranoia leiden. Sobald Schlafstörungen und psychische Krankheitsbilder bekannt sind, können durch eine frühe Stabilisierung des Schlafes also die Symptome der psychischen Krankheit gemildert werden.

Fazit: Gesund schlafen, gesund leben

Der Vortrag von Russell Foster zeigt: Schlaf ist wichtig. Während wir schlafen, erledigen wir mit unserem vollen Bewusstsein nicht nur nichts, sondern wir verarbeiten vollkommen unbewusst Informationen und festigen unser Gedächtnis. Regelmäßiger gesunder Schlaf ist essentiell und fördert unsere Konzentration, unsere Aufmerksamkeit, unsere Kreativität und unsere Gesundheit.

Abschließend bleibt zu sagen: Schalten Sie ab, gute Nacht! Achten Sie auf regelmäßigen, erholsamen Schlaf, um die 74 % der Lebenszeit, in der Sie wach sind, gesund und voller Energie zu nutzen.

Wie wichtig ist Ihnen gesunder Schlaf? Nehmen Sie Zeit, um ausreichend und gut zu schlafen?