Schlaftrainer und Ergonomieberater Bjoern Steinbrink

Sprechen im Schlaf: Ursachen und Tipps bei Somniloquie

Geschrieben von Schlafnavigator Bjoern Steinbrink c/o Der Schlafraum | 15. November 2022 07:04:04 Z

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Studien ergeben, dass Männer häufiger im Schlaf reden als Frauen.

Manchmal passieren im Schlaf merkwürdige Dinge. Nicht nur, dass sich die Menschen hin- und herwälzen oder laut schnarchen. Einige Schläfer reden zudem, während sie schlafen. Während manche lediglich zusammenhanglos vor sich hin murmeln, formulieren andere klare Sätze und Aussagen. Wir erklären Ihnen, warum Somniloquie auftritt und zeigen Ihnen, was Sie tun können, um das nächtliche Reden abzumildern.

Warum redet man eigentlich im Schlaf? Das sind die Ursachen von Somniloquie

Es ist allgemein bekannt, dass ein erholsamer Nachtschlaf die Basis für körperliche und seelische Gesundheit ist. Menschen, die nachts nicht genügend Schlaf bekommen, riskieren neben dem gefährlichen Sekundenschlaf weitere, gravierende Gesundheitsschäden. Laut einer vom ZDF zitierten Studie sollte man, um kognitiv leistungsfähig zu sein, durchschnittlich sieben Stunden schlafen. Dennoch kommt es neben der optimalen Schlafdauer auch auf die Schlafqualität an. Personen, die zum Beispiel schnarchen oder mit den Zähnen knirschen, berichten oft über unruhigen Schlaf. 

Auch die sogenannte “Somniloquie” gehört zu den Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf. Wer zur Somniloquie neigt, spricht also nachts oder gibt Geräusche von sich. Welche konkreten Ursachen hinter dem nächtlichen Reden stecken, ist wissenschaftlich noch nicht genau erforscht. Hinzu kommt, dass sowohl gesunde, als auch erblich vorbelastete Menschen nachts plötzlich zu sprechen beginnen. Einige Dinge, zum Beispiel bestimmte Medikamente sowie Alkohol- oder Drogenkonsum, können zudem das Schlafsprechen begünstigen. Besonders häufig sollen, so sagt es die Wissenschaft, Kinder im Schlaf sprechen. Gelegentlich im Schlaf würden bis zu 60 Prozent der Kinder sprechen. Bei Erwachsenen sollen es lediglich 20 bis 45 Prozent sein.

Was genau sagen wir im Schlaf?

Wie bei anderen Aspekten rund um das Schlafwissen haben sich Forscher damit beschäftigt, was Menschen im Schlaf von sich geben. So würden die Schlafredner laut Auswertung von französischen Wissenschaftlern oft Schimpfworte oder das Wort “Nein” äußern. Jedoch würden viele Schlafredner keine verständlichen Worte aussprechen, sondern zusammenhanglos murmeln. Lediglich manche Menschen sprechen ein oder mehrere vollständige Sätze, während sie schlafen. Wie hoch der Wahrheitsgehalt ist, lässt sich nicht zuverlässig feststellen. Tendenziell lässt sich sagen, dass sprechende Schläfer nicht, wie manche glauben, verborgene Geheimnisse ausplaudern.

 

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Gefährlich ist das nächtliche Reden im Schlaf nicht. Da viele Menschen ohnehin kaum definierbare Laute von sich geben, sind diese für Außenstehende meistens nicht verständlich. Somit ist die Somniloquie mehr eine lästige, unbewusste Verhaltensweise und nicht unbedingt gefährlich. Lediglich dann, wenn das Schlafsprechen zum Beispiel durch Krankheiten oder Traumata ausgelöst wird, sollte eine begleitende Therapie erfolgen. Auch bei Schlafwandlern ist das Reden im Schlaf mitunter stark ausgeprägt. Selbiges gilt für Personen, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Aus statistischer Sicht reden diese doppelt so viel im Schlaf wie psychisch unbelastete Menschen. 

Tipp: Wollen Sie wissen, ob Sie selbst im Schlaf reden? Dann finden Sie dies mit einer entsprechenden App heraus. Es gibt inzwischen spezielle Schlaf-Apps, die auf Geräusche reagieren und diese aufzeichnen. Wer also laut spricht oder murmelt, kann sich die aufgezeichneten Geräusche am nächsten Tag anhören.

 

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Das Sprechen im Schlaf kann unter Umständen auch mit Schlafwandeln einhergehen. Dann gilt: Die Person keinesfalls wecken, sondern behutsam ins Bett zurückbringen.

Lautäußerungen beim Träumen

Auch gesunde Menschen geben ab und zu im Schlaf Lautäußerungen von sich. Besonders bei Kindern, die aufgeregt träumen, ist dies oft zu beobachten. Erwachsene reden häufig während der REM-Phasen, aber auch zwischen den NON-REM-Phasen. Interessanterweise fanden Forscher heraus, dass es durchaus einen Zusammenhang zwischen Somniloquie und Träumen gibt. Bei Studienteilnehmern, die nach ihrem “Reden” geweckt wurden, passte das Gesprochene zu den Trauminhalten. Es gab nur vereinzelt Fälle, in denen die Wörter und Sätze nichts mit den Träumen zu tun hatten.

Was hilft gegen Reden im Schlaf? Tipps und Tricks

Die gute Nachricht lautet: Im Gegensatz zu anderen Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf wie etwa dem nächtlichen Zähneknirschen wird das Reden als harmlos angesehen. Betroffene müssen also weder Gesundheitsschäden befürchten, noch die Störung therapeutisch behandeln. Falls das nächtliche Reden dennoch belastend wirkt, gibt es Möglichkeiten, um dem entgegenzuwirken: 

  • In bestimmten Fällen kann das nächtliche Reden Anzeichen einer Erkrankung sein. Oftmals tritt die Somniloquie zum Beispiel kombiniert mit nächtlichem Zähneknirschen auf. Dann sollten Betroffene ihren Arzt aufsuchen, um weitere Schäden an den Zähnen zu verhindern. Selten tritt das nächtliche Reden im Zuge einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung auf. Hierbei entspannt sich die Muskulatur, anders als bei “normalen” Schläfern, nicht. Daher träumen die Betroffenen besonders lebhaft und führen oft auch motorisch zielgerichtete Bewegungen aus. Bei diesen Symptomen sollte der Gang zum Arzt zeitnah erfolgen. Es besteht Verletzungsgefahr für sich und andere. Auch Parkinson kann hinter dem vermeintlich harmlosen Sprechen im Schlaf stecken. Ist die Erkrankung bereits diagnostiziert und spricht der Patient erstmals im Schlaf, ist von einem Voranschreiten auszugehen. Somniloquie lässt sich medikamentös therapieren, etwa mit dem beruhigenden Mittel Clonazepam. Hier gilt: Arzneimittel sollten immer die letzte Option sein und ausschließlich auf ärztliche Verordnung eingenommen werden.
  • Mitunter empfinden die Familienmitglieder, die im selben Zimmer schlafen, die nächtlichen Reden als störend. Hier hilft nur, vorübergehend getrennt voneinander zu schlafen oder nachts Ohrstöpsel zu nutzen, um die Geräusche zu dämpfen.
  • Mitunter sprechen Menschen auch im Schlaf, weil sie gestresst sind oder schlichtweg zu wenig Schlaf bekommen. Um die Probleme zu erfassen, kann es hilfreich sein, ein Schlaftagebuch zu führen. Hier sollte nicht nur die tägliche Zubettgehzeit, sondern auch das Konsumverhalten (besonders Koffein und Alkohol) notiert werden.
  • Nächtliche "Selbstgespräche" hängen oft mit der falschen Schlafhygiene zusammen. Alkohol, schwere Mahlzeiten und zu viel blaues Licht am Abend können den Nachtschlaf beeinträchtigen. Ebenso wichtig ist eine gute Schlafenszeit-Routine. Anstelle des Handys bietet es sich eher an, noch ein (nicht so spannendes) Buch zu lesen oder Musik zu hören. Ferner können leichte Yogaübungen oder meditative Einheiten Stress abbauen und das Einschlafen erleichtern.
  • Ebenso wichtig wie eine gesunde Schlafhygiene ist ein gutes Klima im Schlafzimmer. Eine hygienische Umgebung ist das A und O, um gut zu schlafen. Neben einem sauberen Bett ist auch regelmäßiges Lüften ein Muss. Mindestens fünf Minuten sollte das Schlafzimmerfenster offen sein, um einen Durchzug zu ermöglichen. Allerdings sollte die Temperatur weder zu hoch, noch zu niedrig sein. Als ideale Werte gelten Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad Celsius. Wer hinsichtlich der Temperatur unsicher ist, kann mit einem Raumthermometer den Wert im Schlafzimmer kontrollieren.