Schlaftrainer und Ergonomieberater Bjoern Steinbrink

Jeder schläft anders: Die Analyse vor dem Matratzenkauf

Geschrieben von Schlafnavigator Bjoern Steinbrink c/o Der Schlafraum | 23. November 2018 14:39:44 Z

Der Kauf einer Matratze ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Jeder Mensch ist anders, hat einen individuellen Körperbau, ein eigenes Schlafbedürfnis und eine persönliche Lieblingsschlafposition. Eines haben wir aber trotzdem alle gemeinsam: Gesunder Schlaf ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt für das allgemeine Wohlbefinden und die Rückengesundheit.

Das richtige Schlafsystem kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten. Da Matratzen, Bettgestelle und all die anderen kleinen und großen Bestandteile eines Bettsystems aber beinahe ebenso individuell sind wie die Schläfer selbst, kann die Suche nach der perfekten Matratze zu einer echten Herausforderung werden.

Häufige Fragen zur richtigen Matratze

Soll sie hart sein oder eher weich? Welche Materialzusammensetzung ist besonders gesundheitsfördernd? Gehört ein Topper darauf? Welche Größe eignet sich für das Bett und sollen es im Doppelbett lieber eine oder zwei Matratzen sein?

Auf der Suche nach der perfekten Matratze für gesunden Schlaf kommen viele Fragen auf, die alle zur richtigen Entscheidung führen sollen. Leider gibt es auf nahezu keine dieser Fragen eine einfache und allgemeingültige Antwort. „Es kommt darauf an“ wäre wahrscheinlich die einzige Antwort, die auf beinahe sämtliche den Matratzenkauf betreffenden Fragen passt.

Einen Anhaltspunkt bieten oft Testberichte, Qualitätssiegel und Erfahrungsberichte. In vielen umfangreichen und unabhängigen Tests kommen Matratzen und Schlafsysteme aller Art immer wieder auf den Prüfstand. Das Ergebnis ist ein Testsieger, der die Experten in den meisten Punkten überzeugen konnte. Allerdings ist die „beste getestete Matratze“ nicht zwingend die beste Matratze für die eigenen Bedürfnisse.

Die Erfahrung haben wahrscheinlich vor allem Menschen mit besonderen Ansprüchen im Bereich gesunder Schlaf bereits zur Genüge gemacht. Tatsächlich sind Testergebnisse und auch Erfahrungsberichte von Kunden zwar ein Anfang für die Suche nach der eigenen Matratze, einfach ins Fachgeschäft gehen und den ausgeschriebenen Testsieger mit nach Hause nehmen, ist aber nicht immer der richtige Weg. Tatsächlich gibt es sie nämlich nicht, die Einheitsmatratze, die allen gesunden und erholsamen Schlaf garantiert.

Da wir Menschen im Durchschnitt rund 24 Jahre unseres Lebens mit Schlafen verbringen, sollte der dafür gewählten Ruhestätte auch ein wenig mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Der Kauf einer Matratze ist eine Entscheidung für Jahre, deshalb ist Sorgfalt geboten.

Tatsächlich lässt sich die Wahl aber durch eine gute Vorbereitung deutlich einschränken, sodass die Suche im Fachgeschäft oder auch im Internet etwas gezielter erfolgen kann. Wie sich ein Matratzenkauf bestmöglich vorbereiten lässt, verraten wir in unseren 10 Tipps zum Matratzenkauf.

Es ist allerdings auch ein wenig Selbstreflexion und eine kritische Prüfung der persönlichen Schlafumgebung erforderlich, um alle relevanten Aspekte in die Auswahl einfließen zu lassen. Nur wer seine persönlichen Anforderungen und Bedürfnisse kennt, kann die richtige Entscheidung treffen.

 

 

Checkliste für die persönlichen Bedürfnisse an eine Matratze:

  1. Wie ist die unmittelbare Schlafumgebung gestaltet?
  2. Die persönliche Schlafumgebung spielt eine nicht unerhebliche Rolle, wenn eine neue Matratze ausgewählt werden soll. Dazu zählt neben der Größe und der Bauart des Bettgestelles oder des gewählten Bettsystems vor allem das Raumklima.
    Die durchschnittliche Temperatur und insbesondere die Luftfeuchtigkeit können sich auf die Beschaffenheit einer Matratze auswirken. Je nach Schlafumgebung sollte deshalb die Materialzusammensetzung einer Matratze ausgewählt werden. Welche besonderen Eigenschaften die verschiedenen Materialien im Hinblick auf Temperaturschwankungen, Luftzirkulation und Feuchtigkeitsaustausch haben, erfahren Sie hier.
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  4. Für welches Körpergewicht soll die Matratze ausgelegt sein?
    Diese Frage ist nicht unbedingt die angenehmste, dafür aber umso entscheidender. Hier ist absolute Ehrlichkeit gefragt. Das Gewicht, mit dem eine Matratze täglich belastet wird, ist nämlich ein nicht unwesentlicher Aspekt für die Auswahl. Es ist allerdings Vorsicht geboten. Tatsächlich können die Empfehlungen entsprechend des Körpergewichtes nämlich von Hersteller zu Hersteller stark variieren. Außerdem beziehen sich die meisten Hersteller bei der Empfehlung des Härtegrades einer Matratze ausschließlich auf das Körpergewicht des Schlafenden. Tatsächlich ist diese Angabe wichtig, für sich allein betrachtet aber kein ausreichendes Indiz für eine fachgerechte Empfehlung.
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  6. Welche Körperform hat der Kunde?
    Neben dem Körpergewicht ist auch die individuelle Form des Körpers entscheidend für die Wahl der richtigen Matratze. Ist der Schläfer beispielsweise sehr groß oder klein, hat er X- oder O-Beine, wie ist das Verhältnis von Schultern zu Taille, wie hoch ist der Anteil an Körperfett oder an Muskelmasse? Eine möglichst detaillierte Betrachtung der individuellen Körperform ist mindestens ebenso wichtig wie die Angabe des tatsächlichen Körpergewichtes, wenn es um die Wahl der richtigen Matratze geht.
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  8. Gibt es gesundheitliche Beeinträchtigungen, die im Schlaf relevant sind?
    Auch hier sollten die Angaben möglichst präzise sein. Zu den relevanten gesundheitlichen Beeinträchtigungen gehört alles, was den Stütz- und Bewegungsapparat des Körpers betrifft, wie zum Beispiel eine Hüftfehlstellung, eine Anomalie im Rücken, chronische Erkrankungen wie Asthma oder Allergien oder Verletzungen und Phänomene wie Schlafapnoe oder ähnliches. Wer sich nicht sicher ist, auf welche gesundheitlichen Aspekte er beim Kauf einer Matratze achten sollte, kann sich zum Beispiel mit dem Hausarzt oder einem behandelnden Facharzt besprechen und gegebenenfalls noch einmal einen medizinischen Check-Up durchführen lassen, der eventuelle besondere Anforderungen offenlegt. Ein besonders häufiges Problem, das die Wahl der passenden Matratze erschwert, ist ein Bandscheibenvorfall. Besteht diese gesundheitliche Beeinträchtigung, sollte sie bei der Beratung im Fachgeschäft unbedingt erwähnt werden. Häufig kommt dann eine orthopädische Matratze in Frage. Hier informiert das Internetportal bandscheibenvorfall-infos.de.
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  10. Welche Schlafposition wird bevorzugt?
    Im Schlaf drehen und wenden wir uns häufiger und wechseln dabei mehrfach die Liegeposition. Trotzdem hat nahezu jeder Schläfer eine bevorzugte Schlafposition, die er zum Einschlafen wählt oder die er im Laufe der Nacht besonders häufig einnimmt. Je nach Schlafposition werden die einzelnen Bereiche des Körpers unterschiedlich belastet. Eine bevorzugte Schlafposition sollte deshalb beim Matratzenkauf berücksichtigt werden.
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  12. Für welche Bettgröße soll die Matratze geeignet sein?Die Größe der Matratze hängt davon ab, welches Bettsystem verwendet werden soll und ob die Matratze als Einzel- oder Doppelbett eingesetzt wird. Bei einem Doppelbett sollte die Frage beantwortet werden, ob beide Schläfer ähnliche körperliche Anforderungen und Bedürfnisse haben und mit einer gemeinsamen Matratze gut auskommen, oder ob zwei individuelle Matratzen die bessere Wahl sind.
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Fazit zur Analyse vor dem Matratzenkauf

Mit den Antworten auf diese Fragen ausgestattet, rückt die richtige Entscheidung beim Matratzenkauf schon einen großen Schritt näher. Keine noch so gute Vorbereitung kann allerdings den Alltagstest ersetzen.

Die beste Wahl sind deshalb vor allem Anbieter und Fachgeschäfte, bei denen es möglich ist, die jeweilige Matratze vor dem endgültigen Kauf eine gewisse Zeit zu testen. Am besten geschieht dies natürlich im häuslichen Umfeld unter realistischen Bedingungen.

Ein Test sollte immer über mehrere Wochen möglich sein, da verschiedene positive oder negative Aspekte einer Matratze erst nach einem gewissen Zeitraum spürbar werden. Gute Hersteller räumen ihren Kunden deshalb nicht nur eine Garantie von mindestens zehn Jahren ein, sondern auch eine ausgiebige Testphase im heimischen Bett von bis zu 100 Tagen.