Schlaftrainer und Ergonomieberater Bjoern Steinbrink

Schlaf, Baby schlaf: Was Eltern über Babyschlaf wissen sollten

Geschrieben von Shirin Yilmaz | 20. September 2018 14:00:03 Z

Babys schlafen eigentlich dauernd oder wachen alle vier Stunden auf, um zu trinken. Oder alle Babys können alle schlafen lernen. Der Schlaf von Babys ist ein Dauerthema und wird immer wieder neu diskutiert. Doch vor allem, wenn die Eltern aufgrund der Schlafgewohnheiten ihres Babys selbst nicht mehr ausreichend schlafen können, wird es problematisch. Wir klären über Fakten und Vorurteile rund um das Thema Babyschlaf auf.

Mythen und Fehlannahmen rund um den Babyschlaf

Wie lang und wie regelmäßig muss ein Baby schlafen? Eine Idealvorstellung besagt, dass Babys im Idealfall vier Stunden schlafen, aufwachen, trinken wollen und dann wieder einschlafen. Kaum jemand weiß, dass dieser Mythos auf einem Erziehungsratgeber aus dem Jahr 1922 beruht. Viele moderne Experten und Hebammenratgeber widerlegen diese vermeintliche Regel. Nach heutigen Erkenntnissen sollten Babys so oft gestillt werden wie nötig und auch nach Bedarf in der Nacht.
Außerdem gibt es keinen Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Schlaf eines Babys. Es ist eine Fehlannahme, dass ein Baby erst pappsatt sein muss, um gut schlafen zu können. Ein sogenanntes „Schlaftraining“ für Babys ist nach Hebammenmeinung ebenso fragwürdig wie die oft propagierte Methode des kontrollierten Schreien-Lassens, damit ein Baby müde wird.

So lange schlafen Babys und Erwachsene

Eines steht fest: Die Schlafzeiten der Eltern sind vor allem im ersten Lebensjahr getaktet von dem Schlafrhythmus ihres Kindes. Je unregelmäßiger ein Baby schläft – vor allem in der Nacht –, desto problematischer ist dies für die Eltern.
Alle Eltern, die geplagt von einem andauernd kurzen Schlafturnus nur noch mit tiefen Augenringen anzutreffen sind, sind für jeden Tipp dankbar. Permanenter Schlafentzug nagt nicht nur an den Gesichtszügen, er erschöpft frischgebackene Eltern körperlich wie psychisch.
Erwachsene haben einen anderen Schlafrhythmus als Babys oder Kinder. Gesunder Schlaf ist für Erwachsene wie Säuglinge wichtig. Während jedoch die Eltern ausreichenden Schlaf benötigen, um zu regenerieren und zu verarbeiten, verläuft der Babyschlaf anders und hat andere Schlafphasen.

Schlafdauer von Babys

Während Erwachsene in der Nacht mit sieben bis neun Schlafstunden auskommen, brauchen Neugeborene und Babys über den ganzen Tag verteilt zwischen 16 und 20 Stunden. Nach ca. sechs Wochen verändert sich dieser Schlafrhythmus und die längeren Schlafphasen verlagern sich zunehmend in die Nacht.

Schlafphasen eines Babys

In jedem Schlafzyklus durchleben Babys sechs Schlafphasen, im Vergleich zu den fünf Schlafphasen eines Erwachsenen. Schon in der Zeit im Mutterleib erlebt ein Fötus diese verschiedenen Schlafphasen und sogar Traumphasen, die zunächst noch unabhängig von Tag- und Nachtzeiten sind. Das ändert sich erst nach ungefähr sechs Lebenswochen.

Tag- und Nachtrhythmus

Die erste Phase im Leben eines Neugeborenen ist für Eltern in Bezug auf die Regeneration die anstrengendste. Im Laufe des ersten Lebensjahres eines Babys bewegen sich die Hauptschlafzeiten immer mehr in Richtung Nacht. Der Anteil der Wachzeiten am Tag wird länger und das Baby lernt, das Erlebte mehr und mehr in einem längeren Nachtschlaf zu verarbeiten.

Der normale Babyschlaf? – Jedes Kind schläft anders

Grundsätzlich gilt für das Schlafverhalten von Babys: Jedes Kind schläft anders. Während manche wie die Murmeltiere schlafen, können andere schwerer einschlafen und wachen leichter auf. Das kindliche Schlafverhalten ist angeboren und auch die Schlafdauer eines Säuglings kann beträchtliche Unterschiede aufweisen. Ob 20 oder zwölf Stunden Babyschlaf – diese Unterschiede sind alle normal. In der Regel behält ein Mensch sein Schlafverhalten später bei.
Die ausgiebige Schlafzeit eines Babys ist unabdingbar für die normale Entwicklung des kindlichen Gehirns und des körperlichen Wachstums. Babys haben in der Nacht fast ausschließlich einen leichten Schlaf (REM-Schlaf), in denen sie aufgrund von Hunger, Kälte oder aufgrund voller Windeln schneller aufwachen können. Bis zum sechsten Lebensmonat braucht ein Baby mindestens einmal in der Nacht Nahrung. Aufwachen ist also Teil einer normalen Schlafentwicklung.
Schon Babys haben die Fähigkeit, sich eigenständig zu beruhigen, um einzuschlafen. Am Händchen saugen oder sich räkeln gehören dazu. Manche brauchen zum Einschlafen die elterliche Unterstützung mehr als andere.

Hilfe für übernächtigte Eltern

So wunderbar das Leben mit einem neugeborenen Kind ist – der Schlafmangel in der ersten Lebenszeit eines Babys lässt noch so verliebte Elternteile manchmal verzweifeln. Damit ist man aber nicht allein. Völlig übernächtigte Mütter und Väter finden Hilfe unter anderem in Blogseiten, auf denen andere Eltern ihre Erfahrungen teilen. Bei besonders anstrengenden Schreikindern können der Kinderarzt oder auch eine Schreiambulanz helfen.
Es wird einfacher, wenn man über die Bedürfnisse des Kindes Bescheid weiß und Verständnis für die Lebenswelt des Babys entwickelt. Gerade, wenn es das erste Kind ist, will das Zusammenleben geübt sein. Experten empfehlen im ersten Jahr, eine gesunde Schlafumgebung für Eltern und Baby zu schaffen.

Das bedeutet:

      • Ein Familienbett bietet sich in den ersten Lebensmonaten an, dann kann die Mutter das Baby unkompliziert in der Nacht stillen und das Baby erfährt auch die wichtige unmittelbare Nähe.
      • Für Eltern wie Baby sind gesunde natürliche Schlafmaterialien sinnvoll, welche schnelles Ein- und Durchschlafen fördern.
      • Es ist nicht nötig, nachts nach jedem Stillen oder Fläschchen die Windeln zu wechseln.
      • Nachts die Stimmung und Aktivitäten immer ruhiger werden lassen, damit das Baby zur Ruhe kommen kann.

 

 

Weitere Tipps zum Einschlafen für das Baby

Viele Eltern unterschätzen außerdem einige Faktoren im Alltag mit dem Kind, die unabhängig von der individuellen Veranlagung des Babys zu Schlafproblemen führen können.

Ein Baby braucht Nähe und Zuwendung

Die unmittelbare Nähe der Mutter oder des Vaters sind für ein Baby mindestens so wichtig wie die Nahrung und der Schlaf. Gehaltenwerden, Streicheln und Zuwendung sind existentiell wichtig. Fehlt es dem Kind an körperlicher Nähe, wird es sich melden oder schreien und das geschieht auch nachts.

Rituale zum Einschlafen

Je gefestigter die Tagesabläufe und bestimmte Essens- oder Abendrituale sind, umso leichter findet das Baby Ruhe und zu einem längeren Schlaf in der Nacht. Auch gehäufte Stresssituationen der Eltern können den Seelenfrieden und den Schlaf des Babys empfindlich stören.

Wenn der Zahn oder Bauch drückt

Wenn das Baby zahnt oder einen Infekt ausbrütet, wird natürlich auch sein Schlafverhalten gestört. Typische Krankheitszeichen wie Fieber sollten daher regelmäßig kontrolliert werden. Im Zweifelsfall kann der Kinderarzt kompetente Unterstützung bieten, sodass ein guter Schlaf gesichert ist.

Fazit zum gesunden Babyschlaf

Ein Neugeborenes stellt recht oft den Alltag auf den Kopf: Vor allem der Schlafmangel macht Eltern zu schaffen. Zudem wissen sie manchmal nicht, wie lange ihr Kind eigentlich schlafen sollte. Eine Faustregel gibt es dafür nicht, weil jedes Baby seinen individuellen Schlafrhythmus hat.
Wichtig ist, dass Eltern eine gesunde Wohlfühlumgebung für sich und das Baby schaffen. Dazu kann in den ersten Lebensmonaten ein Familienbett hilfreich sein sowie auch Rituale zum Einschlafen. Babys haben einen leichteren Schlaf als Erwachsene, so dass es völlig normal ist, wenn sie auch nachts regelmäßig aufwachen. Bleiben Sie entspannt und setzen Sie auf die normale Schlafentwicklung, die sich mehr und mehr in die Nacht verlagert.