Schlaftrainer und Ergonomieberater Bjoern Steinbrink

Schlaftracker: Sind die digitalen Aufzeichnungsgeräte sinnvoll?

Geschrieben von Shirin Yilmaz | 8. Dezember 2018 12:00:10 Z

Schlafstörungen sind ein wachsendes Problem in Deutschland. Schon im Jahr 2017 litten laut DAK-Gesundheitsreport etwa 80 Prozent aller Erwerbstätigen unter Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit, Einschlafstörungen oder einer schlechten Schlafqualität. Letztere lässt sich aber gar nicht so einfach überprüfen – zumindest war dies bislang der Fall.

Moderne Schlaftracker sollen nun dabei helfen, den eigenen Schlaf zu analysieren und dessen Qualität durch gezielte Maßnahmen zu steigern. Aber funktionieren sie überhaupt und was bringen solche Schlaftracker wirklich? Wir bringen für Sie Licht ins Dunkel.

Definition: Was sind eigentlich Schlaftracker?

Noch nicht jeder hat vom „Schlaftracker“ gehört, und somit lohnt sich an dieser Stelle erst einmal die Klärung, was sich eigentlich hinter dem Begriff verbirgt. Ähnlich wie bei dem bekannteren Fitnesstracker auch, handelt es sich beim Schlaftracker um ein digitales Aufzeichnungsgerät, welches verschiedene Faktoren misst und dem Anwender in übersichtlich aufbereiteten Ergebnissen präsentiert.

Es gibt Schlaftracker als eigenes Gerät, häufig in Form einer Uhr, jedoch auch spezielle Apps für das Smartphone und Tablet. Nicht selten werden sie mit einem Schlafphasenwecker kombiniert.

Abhängig von der Art und Qualität des Schlaftrackers, werden also verschiedene Messungen angestellt. Dazu gehört zum Beispiel die Schlafdauer, die Ruhe oder Unruhe im Schlaf, die Häufigkeit des Aufstehens bis hin zum Verlauf des Herzschlags oder der Atemfrequenz. All diese Komponenten werden anschließend vollautomatisch in Verbindung zueinander gesetzt und ausgewertet.

Ein guter Schlaftracker kann somit feststellen, wie viele Leichtschlaf-, Tiefschlaf- und REM-Phasen Sie hatten und wie lange diese jeweils gedauert haben. Kurz gesagt: Der Schlaftracker kann Ihnen Aufschluss über Ihre Schlafqualität geben und Erkenntnisse liefern, welche Ihnen ansonsten nur im Schlaflabor möglich wären.

Was der Schlaftracker kann – und was nicht

Eine solche Aufzeichnung des eigenen Schlafs ist also besonders für all jene Personen sinnvoll, die zwar schlafen, aber eben nicht gut. Wenn Sie beispielsweise jede Nacht sieben, neun oder sogar elf Stunden Schlaf bekommen, sich beim Aufwachen aber dennoch müde fühlen, liegt die Vermutung einer schlechten Schlafqualität nahe. Sie selbst merken nämlich nur, dass Sie geschlafen haben – nicht jedoch, ob es sich dabei um Tiefschlaf gehandelt hat, wie Ihre Atemfrequenz war, und, und, und…

So kann der Schlaftracker also hilfreiche Anhaltspunkte geben, wie gut die eigene Schlafqualität ist. Er kann jedoch keine exakten Messungen ähnlich einem Schlaflabor anstellen und auch nicht die Ursachen für einen qualitativ schlechten Schlaf identifizieren.

Experten sind deshalb vorsichtig mit Empfehlungen von Schlaftrackern. Wer dauerhaft unter schlechtem Schlaf leidet oder es auf eigene Faust nicht schafft, seine Schlafqualität zu erhöhen, sollte sich also trotzdem kompetente Hilfe holen und gegebenenfalls in einem Schlaflabor untersuchen lassen. Dennoch sind Schlaftracker in erster Linie eines – und zwar interessant.

Wann sich die Investition in einen Schlaftracker lohnt

Schlaftracker erfreuen sich deshalb aktuell vor allem bei zwei Personengruppen großer Beliebtheit: Die bereits erwähnten Menschen, welche eine schlechte Schlafqualität vermuten, weil sie sich häufig abgeschlagen und müde fühlen – obwohl sie eigentlich eine ausreichende Schlafdauer haben.

Und dann wären da noch all jene gesundheitsbewusste Personen, bei denen sich auch Fitnesstracker großer Beliebtheit erfreuen und die ihren Alltag optimieren möchten. Sie interessieren sich also dafür, wie lange sie schlafen sollten und wie sie ihre Schlafqualität erhöhen können, um sich tagsüber fit zu fühlen und auf Dauer gesund zu bleiben.

Ob sich die Investition in einen Schlaftracker lohnt oder nicht, muss also jeder Mensch selbst entscheiden. Wer sich mit der Thematik erst einmal vertraut machen möchte, kann auf kostenfreie Testversionen entsprechender Apps oder günstige Programme zurückgreifen.

Jedoch sind gerade die Ergebnisse solcher Schlaftracker im Smartphone oder Tablet oft eher wenig zufriedenstellend, weil den Geräten (teilweise) die passenden Sensoren fehlen. Effektiver arbeiten spezielle Schlaftracker in guter Qualität, die jedoch auch einen höheren Preis haben.

 

 

Ergebnisse der Schlaftracker müssen auch „verwendet“ werden

So oder so, macht es natürlich nur Sinn einen entsprechenden Schlaftracker zu verwenden, wenn Sie auch bereit sind, aufgrund seiner Ergebnisse konkrete Maßnahmen zu ergreifen.

Zeichnet der Schlaftracker also regelmäßig sowie über einen längeren Zeitraum eine schlechte bis mittelmäßige Schlafqualität auf, sollten Sie Konsequenzen daraus ziehen und aktiv versuchen, Ihre Schlafqualität (wieder) zu verbessern. Hierfür sollten Sie sich erst einmal auf die Suche nach potenziellen Störfaktoren begeben – am besten gemäß dem „Trial-and-Error“-Prinzip.

Schlafen Sie vielleicht besser, wenn die Katze nicht ins Bett darf? Oder wenn Sie nach 18 Uhr nichts mehr essen? Vielleicht müssen Sie Ihr Kissen austauschen? Oder Sie brauchen Ohrstöpsel gegen das Schnarchen Ihres Partners beziehungsweise Ihrer Partnerin?

Es ist durchaus möglich, erst einmal selbst zu versuchen, die Ursachen für den schlechten Schlaf herauszufinden und zu beseitigen. Auch Stress oder das falsche Bett sind häufige Auslöser.

Eventuell ist es also notwendig, die Matratze, den Lattenrost oder das gesamte Bett auszutauschen und individuell an Ihre Bedürfnisse anzupassen. Hilft das jedoch alles nichts, kommen Sie trotz Schlaftracker früher oder später nicht herum, einen Arzt aufzusuchen und Ihre Schlafstörungen professionell zu behandeln.

Fazit: Schlaftracker – ja oder nein?

Schlussendlich kann leider keine pauschale Aussage getroffen werden, ob Sie sich einen Schlaftracker zulegen sollten oder nicht. Zwar dürfte die Auswertung der eigenen Schlafqualität für jeden Menschen interessant sein – wer jedoch keine Probleme mit dem Schlafen hat, der kann sich diese Investition auch guten Gewissens sparen.

Zu erwarten ist zudem, dass die Technologie in den kommenden Jahren noch weiter ausreift und die Messungen somit immer vielfältiger sowie exakter werden. Es lohnt sich unter Umständen also auch noch einige Zeit mit der Anschaffung zu warten oder auf fallende Preise sowie Sonderangebote zu hoffen.