Schlaftrainer und Ergonomieberater Bjoern Steinbrink

Naturmatratzen: Natürlich guter Schlaf auf Kokos und Co.

Geschrieben von Schlafnavigator Bjoern Steinbrink c/o Der Schlafraum | 27. Dezember 2017 13:00:48 Z

Sie enthalten Materialien wie Naturlatex, Kokos, Schafwolle oder Rosshaar: Die Rede ist von Naturmatratzen. Viel zu häufig sind wir tagsüber schädlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt – sollte da nicht jedenfalls im Schlafzimmer ein chemikalien- und schadstofffreies Umfeld herrschen? Wir erklären, wie Sie mit einer Naturmatratze natürlich erholsamen und gesunden Schlaf finden, und welche weiteren Vorteile eine solche Matratze bietet.

Guter Schlaf ist sowohl für unsere physische als auch psychische Belastbarkeit von größter Bedeutung – und Schlafstörungen hängen viel häufiger mit der falschen Matratze zusammen, als es die meisten Menschen für möglich halten. Zudem kennt ihn wahrscheinlich jeder: Den unangenehmen Kunstoff-Geruch von günstigen Kaltschaum- oder Latexmatratzen im Bett. Da bekommt man gar kein Auge zu!

Unsere Kunden fragen uns daher häufig: Kann es wirklich gesund sein, auf einer solchen Matratze zu schlafen? Oder ist nicht eine Naturmatratze die bessere Alternative? Und kann ich auch als Allergiker auf einer Naturmatratze schlafen?

Das sind die wichtigsten Vorteile von Naturmatratzen

Naturmatratze, Bio-Matratze, Öko-Matratze: Es gibt viele Bezeichnungen, doch alle meinen eine Matratze, die, wie der Name schon sagt, aus rein natürlichen Materialien besteht. Das ist auch ihr wichtigster Vorteil: Denn sie ist im Gegensatz zu billigen synthetischen Matratzen vollkommen frei von chemischen Lösungsmitteln, Weichmachern und damit Ausdünstungen, die im Extremfall sogar krebserregend sein können.

Zudem überzeugen die meisten Naturmatratzen durch Umweltfreundlichkeit. Denn sie bestehen meist aus natürlichen, nachwachsenden und recyclebaren Rohstoffen. Ist es eine hochwertige Naturmatratze, stammen die Produkte häufig aus zertifiziert biologischem und nachhaltigem Anbau. Sie können auf einer solchen Matratze also ohne schlechtes Gewissen einschlafen.

Aber auch bei Matratzen gilt leider: Nicht überall wo Bio drauf steht ist auch Bio drin. Um sicherzugehen, dass eine Naturmatratze auch wirklich eine weitgehend chemikalien- und schadstofffreie “Bio-Matratze” ist, sollten Sie sich daher vor dem Kauf in jedem Fall im Fachgeschäft über die genauen Inhaltsstoffe der Matratze informieren lassen. Zusätzlich können Sie noch auf Qualitätssiegel wie etwa den  Blauen Engel, GOTS oder QUL achten.

Materialien für Naturmatratzen: Naturlatex, Kokos, Stroh

Der Kern, also das Innenleben einer Matratze, besteht bei Naturmatratzen aus rein natürlichen Materialien. So kommen etwa Naturlatex, Kokos oder Stroh zum Einsatz. Dadurch wird man bei Naturmatratzen auch nicht von diesen chemischen, ungesunden Gerüchen belästigt, die man von minderwertigen, günstigen, synthetischen Matratzen kennt.

Aber welche weiteren Vorteile bieten die natürlichen gegenüber synthetischen Materialien? Hier geben wir Ihnen eine Übersicht:

Naturlatex: Das beliebteste natürliche Material

Für klassische Latexmatratzen wird synthetisch hergestellter Latex auf Rohöl-Basis (Kunststoffbasis) verwendet. Bei Naturmatratzen hingegen kommt Naturlatex zur Anwendung. Im Idealfall besteht dieser zu 100% aus Naturkautschuk, aber auch Naturlatex mit einem Anteil von 95% Naturkautschuk ist noch sehr hochwertig. Im Vergleich zu synthetischem Latex bietet Naturlatex viele Vorteile, so dass ein Matratzenkern aus natürlichem Latex besonders zu empfehlen ist.

Vorteile von Naturlatex im Vergleich zu synthetischem Latex:

  • Höherer Liegekomfort durch höhere Punktelastizität
  • Höhere Atmungsaktivität
  • Frei von chemischen Lösungsmitteln und Weichmachern
  • Keine chemischen Kunststoff-Gerüche
  • Nachhaltige Herstellung aus nachwachsendem Rohstoff
  • Der Energieverbrauch bei der Herstellung einer Naturlatex-Matratze beträgt nur einen geringen Bruchteil von dem einer synthetischen Latexmatratze

Wichtig zu wissen: Auch Matratzen, in denen Naturlatex bis zu einem Anteil von 30% mit synthetischem Latex gemischt ist, dürfen noch als Naturlatex-Matratzen gekennzeichnet werden, obwohl ma sich sicherlich über die Begrifflichkeit streiten kann.

Erkennbar sind solche Schlafunterlagen an dem günstigen Preis – schließlich sind sie ja auch bei weitem nicht so hochwertig wie diese mit einem Kern aus 100% oder 95% Naturkautschuk. Wer es also wirklich natürlich mag, der sollte vom Kauf einer verhältnismäßig günstigen Naturlatex-Matratze Abstand nehmen. Oder sich zumindest unbedingt im Fachgeschäft beraten lassen.

 

Kokos im Matratzenkern

In manchen Naturmatratzen kommen Kokosfasern zum Einsatz. Diese bilden dann als Zwischenschicht zwischen zwei Schichten Lagen aus Naturlatex den Kern der Matratze. Diese Mittelschicht aus Kokos sorgt für ein angenehmes Schlafklima, denn Kokos hat folgende Vorteile: Es ist kühl, sorgt für eine gute Luftdurchlässigkeit der Matratze und ist zudem sehr strapazierfähig bzw. robust. Zusätzlich wird ihr eine beruhigende Wirkung zugeschrieben, die aber natürlich nicht garantiert werden kann...

Stroh als Mittelschicht

Als Alternative zu Kokosfasern wird auch Stroh als Mittelschicht von Naturmatratzen verwendet. Stroh gilt ebenfalls als Material, das unsere Sinne entspannt, was zu einen ruhigen und erholsamen Schlaf führen soll. Roggenstroh enthält zum Beispiel besonders viel Kieselsäure, ein Spurenelement, das für schöne Haare und Fingernägel sorgt.

Bezüge von Naturmatratzen

Ein Matratzenbezug besteht aus dem Oberstoff (meist aus Baumwolle), der mit dem Feinpolster einer Matratze verwebt wird. Dieses Feinpolster ist eine dünne Schicht zwischen dem eigentlichen Kern der Matratze und dem Oberstoff.

In Naturmatratzen besteht das Feinpolster aus natürlichen Materialien, die gleichzeitig häufig auch noch gesundheitsfördernd wirken sollen. So werden etwa Rosshaar und Schafwolle, oder – in besonderen Naturmatratzen – auch Weidenrinde, Zirbe oder Kapok verwendet.

Rosshaar und Schafschurwolle im Bezug

Was sich seit Jahrtausenden in der Natur bewährt hat, tut uns Menschen auch heute noch gut. Rosshaar und Schafwolle gehören zu den Materialien, die schon immer zur Polsterung der Schlafstätten verwendet wurden.

In den Bezug eingearbeitetes Rosshaar sorgt für eine langanhaltende Elastizität der Matratze. Eine Rosshaarmatratze ist zudem sehr atmungsaktiv und kann Feuchtigkeit gut aufnehmen – sie ist also vor allem im Sommer im Bett sehr angenehm.

Ein Bezug mit Schafwolle ist sehr weich und soll eine wärmende Wirkung haben.

Zudem kann die Schurwolle unseren Schweiß optimal aufnehmen, so dass ein Feuchtigkeitsgefühl durch Schwitzen vermieden wird.

 

 

Weidenrinde, Zirbe und Kapok – Das können die Materialien

In manchen Bezügen ist, meistens in Verbindung mit Schafschurwolle, ein Weidenrinden-Granulat eingearbeitet. Weidenrindenextrakt enthält entzündungshemmende Salicylsäure und wirkt schmerzlindernd. Es ist bekannt für seine vorbeugende Wirkung gegen rheumatische Erkrankungen und wird auch in der Migränetherapie eingesetzt.

Bei manchen Matratzen werden auch Flocken der edlen Baumart Zirbe zusammen mit Schafwolle in den Bezug eingearbeitet – ein Muss für alle, die den Geruch von Zirbenholz lieben. Außerdem soll die Zirbe das Regenerationsvermögen erhöhen, Wetterfühligkeit mindern und für einen gleichmäßigen Herzrhythmus sorgen.

Kennen Sie Kapok? Das steckt auch manchmal in Bezügen von Naturmatratzen. Es wird auch als “Pflanzendaune” bezeichnet und aus den Fasern der Früchte des tropischen Kapokbaums gewonnen. Die Eigenschaften sind ähnlich wie die der echten Daune: Es ist sehr weich und sorgt für eine natürliche Wärme- und Feuchtigkeitsregulierung. Zudem verhilft der Kapokbezug der Matratze zu einer hohen Atmungsaktivität und ist bei 60 Grad waschbar – sehr gut, um die Milben im Bett im Zaum zu halten.

Unterschiedliche Festigkeit der Matratze je nach Füllmaterial

Naturmatratzen überzeugen generell durch einen hohen Schlaf- und Liegekomfort. So sorgen die natürlichen Füllmaterialien für eine optimale Elastizität der Matratze ebenso wie für eine ideale Unterstützung der Wirbelsäule. Je nach Füllmaterial gibt es unterschiedliche Härtegrade – Sie können also frei wählen, ob Sie lieber auf einer weichen oder auf einer härteren Matratze schlafen. Falls Sie sich nicht sicher sind, welcher Matratzentyp der passende für Sie ist, vereinbaren Sie einfach einen Termin für unsere Schlafberatung.

Naturlatex ist hochelastisch – Seine Elastizität stellt die anderer Matratzenfüllungen in den Schatten. Dadurch sind Naturlatex-Matratzen etwas weicher und passen sich dem Körper relativ gut an.

Matratzen mit einer von Naturlatex umgebenen Kokos-Zwischenschicht hingegen weisen eine mittlere bis höhere Festigkeit auf, passen sich aber auch noch ein wenig an den Körper an. Dasselbe gilt für Matratzen in denen Stroh als Zwischenschicht verwendet wurde.

Wer lieber auf einer härteren Matratze liegt, für den kann eine Zwei-Seiten-Naturmatratze die richtige Lösung sein. Eine solche besteht aus Schichten von Naturlatex, Kokos, Schafschurwolle und Rosshaar. Sie bietet einen hohen Härtegrad und somit kaum Anpassungsfähigkeit.

Wenn Sie ein geringes Körpergewicht haben, ist tendenziell eine weiche Matratze die Richtige für Sie. Bei einem höheren Körpergewicht liegen Sie auf einer härteren Matratze bequemer. Allerdings kommt es hier auch ganz auf Ihren individuellen Geschmack an.

Ist eine Naturmatratze auch für Allergiker geeignet?

Als Allergiker haben Sie vielleicht Bedenken, ob eine Naturmatratze das Richtige für Sie ist, oder Sie sich nicht doch besser für eine Synthetik-Matratze entscheiden sollten. Im Regelfall können Sie auch als Allergiker beruhigt auf einer Naturmatratze erholsamen Schlaf finden.

Ganz im Gegenteil: Eine Naturmatratze mit einem Kern aus Naturlatex könnte sogar die optimale Lösung für Sie sein, denn Naturlatex wirkt besonders antibakteriell.

Haben Sie eine Latexallergie? Kein Problem, wenn der Kern durch einen Bezug, zum Beispiel aus Baumwolle, vor direktem Kontakt mit dem Schläfer getrennt ist.

Leiden Sie allerdings unter einer starken Tierhaarallergie, dann Finger weg von Naturmatratzen mit einem Bezug, in dem Rosshaar oder Schafwolle verarbeitet ist.

Dasselbe gilt, wenn Sie von einer starken Hausstaubmilbenallergie betroffen sind. Auch dann sollte der Bezug Ihrer Matratze frei von tierischen Materialien und bei 60-95 °C waschbar sein. Denn Hausstaubmilben lieben diese tierischen Materialien und siedeln sich bevorzugt an.

Eine gute Wahl für Allergiker ist dann doch eine andere Matratzenart, die Taschenfederkernmatratze. Hier finden Sie Infos dazu.

Gute Alternativen zu Naturmatratzen

Viele Hersteller arbeiten mittlerweile mit Kaltschäume auf Rapsöl oder Sojaölbasis. Zum Beispiel die Firma “Metzeler” verarbeitet seit Jahren den sogenannten “NAWARO-Schaum”. Hier steht “NAWARO” für nachwachsende Rohstoffe.

Die Firma “Nobel-Bedding” bietet ebenso eine hervorragende Naturschaummatratze an, welche auf Naturmaterialien zurückgreift.

Hinzu kommt der Hinweis, dass die wirklich guten Hersteller wie Metzeler, Röwa, Optimo, Nobel, Lattoflex oder Veldeman gesundheitlich einwandfreie Schäume verwenden. Auf Wunsch erhalten alle Kunden von uns die Zertifikate, welche die Babyklasse 1 ausweisen –  also vollkommen unbedenkliche Schäume.

Nachteile von Naturmatratzen

Wirkliche Naturmatratzen sind relativ teuer. Wer nachhaltig und ökologisch schlafen möchte, wird unter 1.000.- Euro kaum fündig werden.

Die meisten Naturmatratzen bieten eine schlechtere ergonomische Anpassung als Kaltschaum- oder Taschenfederkenmatratzen.

Naturbezüge sind nicht waschbar, sondern meist nur reinigungsfähig. Gute Bezüge aus Tencel (wie mittlerweile bei jeder qualitativ guten Matratze verarbeitet) sind atmungsaktiver und eben waschbar.

Für den Kunden ist meist nicht zu erkennen, ob es wirkliche Naturmatratzen sind oder nur die Begrifflichkeit verwendet wird. Hier lässt der Gesetzgeber sehr viel Spielraum.

Fazit zu den Naturmatratzen

Naturmatratzen bestehen aus (fast) rein natürlichen Materialien. Sie sind nicht nur umweltfreundlich, sondern haben auch viele Eigenschaften, die sich positiv auf unser Schlafklima auswirken.

Der wohl überzeugendste Aspekt: Sie ist frei von chemischen Lösungsmitteln, Weichmachern und gesundheitsgefährdenden chemischen Ausdünstungen. Achten Sie beim Kauf darauf, dass der im Kern der Matratze verarbeitete Naturlatex mindestens zu 95% aus Naturkautschuk besteht – nur so haben Sie am Ende auch eine richtige und qualitativ hochwertige Naturmatratze.

Da es allerdings mittlerweile sehr gute Alternativen gibt, muss es für das ökologische Bewusstsein nicht immer die klassische Naturmatratze sein. Qualitativ gute Schäume bringen teilweise sogar den ergonomisch besseren Schlaf mit sich. Sollten Sie noch Fragen rund um das Thema haben, vereinbaren Sie einfach einen Beratungstermin.