Schlaftrainer und Ergonomieberater Bjoern Steinbrink

Sekundenschlaf: Was tun bei akuter Müdigkeit?

Geschrieben von Schlafnavigator Bjoern Steinbrink c/o Der Schlafraum | 6. Juli 2018 14:03:56 Z

Ein Begriff, den wir eher aus Unfallberichten kennen: “Sekundenschlaf am Steuer – Mann fährt gegen Baum”. Für Sekundenschlaf gibt es verschiedene Ursachen, und zwar nicht nur die bloße Übermüdung. Warnsignale und Lösungen zum Thema erfahren Sie hier.

Risikogruppen – Sind Sie anfällig für Sekundenschlaf?

Der Sekundenschlaf überfällt einen nicht ohne Grund, vielmehr gilt er als eine Art spontane “Notwehr-Reaktion” des Körpers auf starke Übermüdung. Es gibt sogar bestimmte Menschen, bei denen das Risiko für Sekundenschlaf – gerade während des Autofahrens – deutlich höher ist:

  • Menschen, die an Erkrankungen leiden: Bei ihnen kann ein Sekundenschlaf entweder als Nebenwirkung von Medikamenten oder auch als Symptom einer Krankheit auftreten. Schlafstörungen, Schlafapnoe oder Narkolepsie sind Beispiele, bei denen extreme Schläfrigkeit mit zum Alltag gehört.
  • Menschen im Schichtdienst: Arbeitszeiten, die besonders lang sind oder ungünstig liegen und so im Gegensatz zum natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus stehen, sind häufig Ursache von alltäglichen Kämpfen gegen den Schlaf. Besonders vor der Früh- oder nach der Nachtschicht ist es oft besonders schlimm.
  • Pendler und LKW-Fahrer: Meistens auf der Autobahn anzutreffen, da sie lange und somit recht eintönige Strecken zurücklegen. Außerdem stehen sie viel unter Zeitdruck, weshalb Pausen des Öfteren zu kurz kommen und auch mal eine Nacht durchgefahren wird, wobei wiederum der Tag-Nacht-Rhythmus ins Wanken kommt.
  • Teenager und junge Erwachsene: Das Motto “Schlafen können wir noch, wenn wir alt sind”, ist leider bei vielen jungen Erwachsenen zum Argument geworden, auch mal eine Nacht durchzumachen. Sei es aus Termindruck für Schule oder Uni, um für ein Projekt eine Nachtschicht einzulegen oder einfach, weil man Lust hat, feiern zu gehen – nach einer anstrengenden Nacht ohne Schlaf steigt auch für sie das Risiko für Sekundenschlaf, besonders in den Morgenstunden.
  • Menschen mit geringer Schlafdauer: Zu wenig Schlaf und das über mehrere Tage oder Wochen hinweg? Das hat ein Schlafdefizit zur Folge, das durchaus auch zu Sekundenschlaf führen kann.
  • Urlauber: Wenn das Ziel Sonne, Strand und Meer heißt, möchte man besonders schnell dort ankommen. Da steht man dann auch mal nachts auf, um nicht im Stau stehen zu müssen oder macht weniger Pausen, aufkommende Müdigkeit wird da häufig ignoriert.
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Sekundenschlaf mit offenen Augen

Beim Sekundenschlaf müssen die Augen nicht zwangsläufig geschlossen sein, genau das ist jedoch gefährlich: In diesem Dämmerzustand ist die Wahrnehmungsfähigkeit stark eingeschränkt bis überhaupt nicht existent, worunter auch die Reaktionsfähigkeit sehr leidet.

Beispielsweise verlangsamt sich die Reaktionszeit nach vier Stunden durchgehendem Autofahren um 50 Prozent, womit sich das Unfallrisiko verdoppelt. Zwei Stunden später wird es verachtfacht, da ein müder Autofahrer außerdem in seinem Urteilsvermögen (eigene Einschätzung; Geschwindigkeit abschätzen) stark geschwächt ist.

Woher kommt der Sekundenschlaf? – Ursachen für akute Müdigkeit

Wie wir oben schon aufgezeigt haben, kann Sekundenschlaf im Zusammenhang mit ernsthaften Krankheiten wie Narkolepsie oder dem Schlafapnoe-Syndrom auftreten.

Jedoch gibt es auch wesentlich harmlosere Erklärungen dafür, wie etwa zu wenig Schlaf oder auch Müdigkeit als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten. Außerdem kann Sekundenschlaf im Straßenverkehr bei übermäßig langen und monotonen Fahrten auftreten, besonders auf der Autobahn.

Wenn Sie allerdings merken, dass der Sekundenschlaf Sie häufiger überfällt, sollten Sie dringend einen Arzt, beispielsweise einen Neurologen, und / oder ein Schlaflabor, aufsuchen.

Eigenverschulden des Sekundenschlafes durch Angewohnheiten

Manche Verhaltensgewohnheiten verursachen eine schlechte nächtliche Erholung, die der Körper jedoch gar nicht gebrauchen kann. In solchen Fällen sind wir dann selbst schuld und Sekundenschlaf-Attacken wären vermeidbar, beispielsweise, wenn wir zu wenig oder unregelmäßig schlafen und das über einen längeren Zeitraum hinweg.

Aber auch übermäßiges Essen oder starker Zigarettenkonsum kurz vor dem Schlafengehen beeinflussen unsere Schlafqualität. Das Gleiche gilt für starken Alkoholkonsum, sowie Koffein oder Aufputschmittel.

Zudem wird die Schlafqualität auch durch Erkältungen oder Krankheiten wie die der unruhigen Beine (Restless Legs Syndrom) beeinflusst. Wenn wir durch eine verstopfte Nase kaum Luft bekommen oder wir lange nicht einschlafen können mindert das natürlich unsere Schlafqualität und -quantität.

Sekundenschlaf am Steuer, im Führerhaus oder Cockpit

Meist handelt es sich beim sogenannten “Sekundenschlaf” wirklich um wenige Sekunden. Diese können aber schon entscheidend und in einigen Fällen auch lebensgefährlich sein. Bei Autofahrern wurden zum Beispiel welche von 0,2 bis 5 Sekunden gemessen. Zugführer hingegen haben manchmal sogar bis zu 30 Sekunden lang damit zu kämpfen und Airline-Piloten können sogar bis zu 2 Minuten ihre Reaktionsfähigkeit verlieren.

 

 

Schlafkrankheit Narkolepsie

Gesunder Schlaf ist wichtig und dient zur Erholung, Entspannung und Regeneration. Doch was, wenn man, trotz genügend Schlaf, ständig müde ist und nichts dagegen tun kann? Narkolepsie-Patienten schlafen ganz plötzlich ein – das kann bei der Arbeit, beim Essen oder Autofahren passieren – und sie können absolut nichts dagegen tun. Sie leiden unter einer neurologischen Störung des Wach-Schlaf-Rhythmus.

Die Symptome der Krankheit können sich sehr unterschiedlich äußern und entwickeln. Oft steigert sich jedoch die Intensität der Anzeichen. Waren Sie zum Beispiel noch vor einigen Jahren über den Tag ein bisschen müde, so werden Sie vielleicht heute von schwerer Müdigkeit und Einschlafattacken geplagt. Manchmal sind die Betroffenen auch bei Bewusstsein, können sich aber weder bewegen, noch sprechen, da ihr Körper gelähmt ist.

Die Ursache für Narkolepsie ist bisher noch nicht einwandfrei bekannt. Man geht allerdings davon aus, dass es genetisch bedingt ist oder auch durch äußere Einflüsse, wie Kopfverletzungen oder Gehirnerschütterungen ausgelöst werden kann.

Schlafapnoe-Syndrom

Eine weitere Schlafstörung, die bei Sekundenschlaf auch vorliegen könnte ist das sogenannte Schlafapnoe-Syndrom. Dabei hat man nachts häufig Atemaussetzer von 10 bis zu 120 Sekunden, abwechselnd mit lautem Schnarchen, weil der Körper dann aufgrund eines Sauerstoffmangels nach Luft schnappt.

Weil diese Schlafstörung einen erholsamen Schlaf unmöglich macht, leiden Schlafapnoe-Patienten meist unter folgenden Symptomen:

  • unregelmäßige und laute Schnarchgeräusche mit Atemaussetzern
  • nächtliches Schwitzen
  • extreme Müdigkeit über den Tag, teilweise einhergehend mit Sekundenschlaf-Attacken
  • nicht durchschlafen können
  • Konzentrationsstörungen und daraus resultierende Leistungsschwäche
  • Nachlassen der Merkfähigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Reizbarkeit
  • trockener Mund am Morgen
  • Depressionen und Angstzustände

Im Gegensatz zur Narkolepsie ist Schlafapnoe jedoch leicht zu diagnostizieren und zu behandeln.

Vor Eintritt des Sekundenschlafs: Warnsignale erkennen und richtig deuten

Ob im Auto, bei handwerklicher Arbeit oder einfach beim Einkaufen an der Kasse – der Sekundenschlaf ist gefährlich. Denn auch, wenn Sie gerade irgendwo stehen, besteht die Gefahr, dass Sie sich bei einem Sturz verletzen. Achten Sie deshalb auf die Warnsignale Ihres Körpers und legen Sie eine Pause ein, sobald Sie diese Anzeichen wahrnehmen:

  • Augen: Jucken oder Brennen; häufigeres und langsameres Blinzeln; verengte Pupillen; Sichtfeld ist für einige Momente unscharf
  • häufiges Gähnen
  • Ihnen wird kalt; Sie frösteln
  • verminderte Reaktionsfähigkeit; Unaufmerksamkeit; Überschätzung seiner selbst; Erinnerungslücken an eben verstrichene Momente
  • Unausgeglichenheit; emotionale Empfindlichkeit; Reizbarkeit; schlechte Laune; Nervosität
  • Im Auto: Probleme dabei, die Spur zu halten; das Gefühl, dass die Straße schmaler wird; schlechte Wahrnehmung; das Übersehen von Schildern oder Ausfahrten; starrer Blick auf die Straße; innere Unruhe; abschweifende Gedanken

Was kann man gegen die Müdigkeit tun?

Manchmal ist es leichter gesagt als getan, aber es geht nun einmal nichts über den gesunden Schlaf. Wer von Sekundenschlaf betroffen ist, der sollte vor allem an seinem Wach-Schlaf-Rhythmus arbeiten – und das kann man wirklich aktiv tun.

  • Versuchen Sie, jeden Tag zur gleichen Zeit aufzustehen und ins Bett zu gehen (auch am Wochenende).
  • Entfernen Sie Störquellen aus dem Schlafzimmer: kein Fernseher, keine Pflanzen, keine Flauschteppiche (wenn Sie Allergiker sind)
  • Autogenes Training oder Schlafrituale helfen, Geist und Körper auf die Ruhephase vorzubereiten
  • Nutzen Sie eine auf Sie bestens angepasste Matratze, um nicht durch Rückenschmerzen oder Verspannungen nachts aufzuwachen und gut durchschlafen zu können; hier haben wir unsere Tipps für gute Matratzen nochmal für Sie zusammengefasst:

Fazit zum Sekundenschlaf

Beim Sekundenschlaf handelt es sich um eine spontane „Notwehr-Reaktion“ des Körpers auf starke Übermüdung, dabei müssen die Augen nicht unbedingt geschlossen sein. Zu den Risikogruppen gehören vor allem Menschen, die einen ungleichmäßigen Schlafrhythmus haben und qualitativ, sowie quantitativ schlecht schlafen.

Wenn der Sekundenschlaf sich nur aufgrund negativer Schlafgewohnheiten zeigt, ist es ratsam, schnellstmöglich etwas daran zu ändern, da das nicht nur ungesund, sondern auch gefährlich ist. Ist der Sekundenschlaf durch schwerwiegende Krankheiten wie Narkolepsie oder das Schlafapnoe-Syndrom bedingt, sollten Sie sich von einem Schlafmediziner untersuchen und behandeln lassen.

Müdigkeitsanfälle, die durch schlechte Schlafgewohnheiten entstehen, kann man selbst aktiv in den Griff bekommen, indem man auf seine Schlafhygiene achtet. Dabei spielen eine ruhige Schlafumgebung und eine perfekt passende Matratze eine wichtige Rolle. Bei einer professionellen Schlafberatung können wir auch Ihren möglichen Schlafproblemen auf den Grund gehen.